10.11.2024

KiTa, Ausbildung, Partizipation – Bildung ist mehr als Schule

Der Fokus der Bildungspolitik in Deutschland liegt seit jeher auf den Schulen. Dies ist auch insofern sachgerecht, als dass sich die Misere des Bildungssystems dort vor allem zeigen. Dennoch gehört sowohl zu einer liberalen Bildungspolitik und vor allem zum Aufstiegsversprechen ein umfassender Blick auf die Bildung des Einzelnen. Denn Bildung ist auch…  

  1. Frühkindliche Bildung

Die Jungen Liberalen Frankfurt fordern eine Reform der frühkindlichen Bildung in Hessen und Deutschland, um Chancengleichheit, soziale Gerechtigkeit und individuelle Förderung von Kindern unabhängig vom sozioökonomischen Hintergrund zu gewährleisten. Dabei setzen wir uns für folgende Punkte ein: 

Ausbau der Zugänglichkeit und Chancengleichheit in der frühkindlichen Bildung 

In Deutschland werden die KiTa-Gebühren kommunal festgelegt und unterschiedlich bemessen. Das führt mitunter zu großen Unterschieden und damit zu der Ungerechtigkeit, dass die Erschwinglichkeit einer Kinderbetreuung nicht selten vom Wohnort abhängt.

Hohe Kosten für die Betreuung sorgen vor allem dafür, dass oftmals nicht beide Eltern arbeiten gehen.

Auch in Hessen bestehen diese Unterschiede, wenn Kinder über die sechs Stunden pro Tag hinaus betreut werden sollen, bis zu denen die KiTa-Gebühr entfällt.

Wir als JuLis Hessen setzen uns für eine faire Festsetzung der Gebühren für KiTa-Plätze ein; dafür soll zunächst in Hessen, langfristig aber auch bundesweit ein einheitlicher Kostenmaßstab festgesetzt werden. Dieser soll sich am Einkommen der Eltern orientieren.
Eine komplette Abschaffung der Gebühren lehnen wir ab. Diese kommt vor allem einkommensstarken Familien zugute und sorgt gleichzeitig dafür, dass Geld im sowieso schon unterfinanzierten System der frühkindlichen Bildung fehlt.

Mehr Geld für Kindertagesstätten soll unter anderem durch die Einsparung von aktuell zu viel gezahlten Geldern an Kindergärten möglich sein, die mitunter Personal angeben, das sie gar nicht beschäftigen. Diese Praxis wurde durch eine Abfrage der Landesrechnungshöfe aller Bundesländer aufgedeckt. Um dies zu verhindern, sollen regelmäßige Kontrollen sowie Bußgelder bei Verstößen eingeführt werden, damit die Mittel dort ankommen, wo sie tatsächlich gebraucht werden.

Verbesserung der Qualität der frühkindlichen Bildung 

Kinder erhalten in frühkindlichen Betreuungseinrichtungen die Möglichkeit, frühzeitig soziale Interaktionen mit Gleichaltrigen zu erleben, was maßgeblich zu ihrer positiven sozialen und emotionalen Entwicklung beiträgt. Erzieherinnen und Erzieher leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur frühkindlichen Bildung. Dies muss sich zum einen in den Arbeitsbedingungen in den Kindertagesstätten aber auch in der Vergütung der Mitarbeitenden zeigen. Ziel muss die Gewinnung von mehr qualifizierten Fachkräften sein, um damit die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Betreuungsschlüssel langfristig einzuhalten. Dies entlastet die Erzieherinnen und Erzieher und stärkt die Qualität der Angebote. Dafür soll das Land Hessen weitere Offensiven starten, auch Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen und mit Organisationen wie „TalentOrange“ stärker zusammenarbeiten.

Darüber hinaus setzen wir uns für den Ausbau von Elternbildungsprogrammen und Beratungsangeboten ein, um Eltern in ihrer Erziehungsarbeit gezielt zu unterstützen. Dies fördert die enge Zusammenarbeit zwischen Familien und Betreuungseinrichtungen und trägt zu einer umfassenden frühkindlichen Förderung bei. 

Auch die Inklusion in der frühkindlichen Bildung muss stärker mitgedacht werden. Dies betrifft vor allem Kinder mit Behinderungen oder sonderpädagogischem Förderbedarf sowie Kinder, die Deutsch nicht als Muttersprache haben. Für sie muss ein ausgewogenes Verhältnis aus spezieller Förderung, aber auch bestmöglicher Integration in die Gruppen mit Kindern ohne spezielle Förderbedarfe gefunden werden.

  1. Ausbildung 

Ende 2023 gab es in Hessen fast 4000 unbesetzte Ausbildungsstellen, gleichzeitig über 5000 suchende Bewerber. Problematisch ist hier vor allem, dass offene Stellen und junge Menschen nicht zusammengeführt werden. Wir müssen daher insbesondere den Übergang von Schule zur Ausbildung verbessern.  

In Hessen wollen wir die Berufsvorbereitungskurse stärken. Insbesondere Jugendliche ohne Schulabschluss sollen auf diesem Wege in Ausbildung gebracht werden. Hessen soll zentral eine Anlaufstelle für Menschen in Ausbildung und im Bewerbungsverlauf schaffen, die in Zusammenarbeit mit den Schulen bei der Vermittlung, beim Wechsel von Ausbildungsplätzen oder bei Problemen im Unternehmen unterstützen soll. Die Angebote der Berufsorientierung, insbesondere an Haupt- und Realschulen, sollen intensiviert werden sowie durch Kurzpraktika erweitert werden.   

Gleichzeitig soll sich die Hessische Landesregierung für eine Vereinheitlichung der bundesweiten Übergangs- und Berufsvorbereitungsprogramme einsetzen. Über 300 Förderungen, die parallel laufen, sind ineffizient und unübersichtlich. Wir fordern die Schaffung einer dualen Ausbildungsvorbereitung nach dem Vorbild der bestehenden AV dual in Hamburg. 

  1. Demokratische Jugendbeteiligung 

Eine abnehmende Beteiligung von Jugendlichen an politischen Prozessen sowie sinkende Zufriedensheitswerte junger Menschen bundesweit machen uns Sorgen. Wir wollen möglichst Menschen jeden Alters eine Möglichkeit zur Mitbestimmung geben.  

Dazu wollen wir in Bezug auf Jugendliche folgende Maßnahmen umsetzen:  

  • die Landeszentrale für Politische Bildung soll verstärkt für Erstwählende unabhängige Broschüren zu den Parteien und ihren Zielen entwickeln; die unterschiedlichen Parteien sollen über Wahlprüfsteine einbezogen werden
  • fordern wir in Frankfurt sowie auf Landesebene die Umsetzung von Beteiligungsprojekten wie dem HERTIE-Programm, über das Jugendliche parlamentarische Beschlussvorlagen für Themen, insbesondere in der Stadtentwicklung, erstellen können. Das Projekt „Jugend im Parlament“ wollen wir im Hessischen Landtag einführen. 
  • Schulen wollen wir dabei unterstützen, in Bezug auf die Curricula wie auch die stärkere Organisation und Vernetzung von Schülergremien eine bestmögliche Basis für politisches Interesse und Engagement zu fördern. 
  • Wir streben in Frankfurt und Hessen vermehrte Online-Partizipation bei Kindern und Jugendlichen an, zum Beispiel bei Abstimmungen über die Ausgestaltung bestimmter Bauvorhaben mit Bezug zur jüngeren Altersgruppe. Darüber hinaus soll aber auch die Möglichkeit der offenen Beteiligung im Internet ausgeweitet werden. 
  • Wir wollen die Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit stärker mit Möglichkeiten der Teilhabe an politischen Prozessen verknüpfen. Ein Teil der staatlichen Förderung soll ebenfalls mit diesem Aspekt verknüpft werden.
  • Bei allen Projekten muss vor allem darauf geachtet werden, dass die Akteure ehrliches und nachvollziehbares Feedback zu ihren Ideen erhalten und sich mit den Vorschlägen eingehend beschäftigt wird. Dadurch soll ein Frustrationseffekt möglichst vermieden werden und das Gefühl vermittelt werden, dass die Jugendlichen ernst genommen werden. 
  1. Erwachsenenbildung

In einer dynamischen, sich ständig verändernden Gesellschaft und Arbeitswelt sind lebenslange Bildung und Weiterbildung zentrale Faktoren für individuelle Freiheit und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit. Insbesondere in Zeiten digitaler Transformation und globaler wirtschaftlicher Veränderungen muss es das Ziel sein, allen Menschen Zugang zu zeitgemäßen, flexiblen und bedarfsgerechten Bildungsangeboten zu ermöglichen – auch in der Erwachsenenbildung!
Das Konzept des lebenslangen Lernens ist unabdingbar und muss Grundlage etwaiger Förderungen sein. Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen sollen unabhängig vom Lebensalter zugänglich und gefördert werden, um Bürgerinnen und Bürger dabei zu unterstützen, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Hierfür ist die Umstellung mancher Angebote auf digitale und hybride Lernangebote in der Erwachsenenbildung voranzutreiben. Dies umfasst den verstärkten Einsatz von E-Learning-Plattformen sowie die Schaffung flexibler Bildungsformate, die insbesondere Berufstätigen, Eltern und Personen mit eingeschränkter Mobilität oder zeitlichen Ressourcen den Zugang zu Weiterbildung erleichtern. 

Staatliche Förderungen für Weiterbildungsangebote sollen stärker auf die Vermittlung von übergreifenden, interdisziplinären Fähigkeiten fokussiert werden. Hierbei sollen vor allem digitale Kompetenzen, soziale Fähigkeiten und Innovationsdenken gefördert werden, um die Teilnehmenden optimal auf die Anforderungen des modernen Arbeitsmarkts vorzubereiten. 

Weiterhin entscheidend ist die gezielte Berücksichtigung benachteiligter Gruppen. Spezielle Bildungsprogramme zur Sprachförderung, Qualifikationsanerkennung und sozialen Integration sind auszubauen, um eine bessere Teilhabe am Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft zu ermöglichen. Auch sollen die Weiterbildungsangebote genutzt werden können, um Umschulungen zu ermöglichen, wenn eine Anerkennung des erlernten Berufs in Deutschland nicht umgehend möglich sein sollte. 

Über die Existenz der Angebote für Erwachsenenbildung soll mehr informiert werden, explizit mit dem Ziel, Hürden für potentielle Teilnehmer zu senken, die Angebote in Anspruch zu nehmen.

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